Allgemein

Sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe

 

Besonders interessant für die Kräuterküche und diverse Heilanwendungen sind die vielfältigen Wirkungen der sekundären Pflanzeninhaltsstoffe.

Auf die inneren Werte kommt es an – die Pflanzeninhaltsstoffe! Das Äußere der Pflanzen kannst du mit dem bloßen Auge oder auch mit einer Lupe wahrnehmen, vergleichen und bestimmen. Doch kannst du daran auch auf die inneren Werte schließen? Und was steckt eigentlich so alles in einer Pflanze?

 

In diesem Beitrag:

 

Pflanzeninhaltsstoffe – Das Innere einer Pflanze

Wie du am Titel sicherlich bereits festgestellt hast, gibt es mehrere Pflanzeninhaltsstoffe. Diese sind in primäre (lat. für “erste”  oder “1. Stelle”) und sekundäre (lat. für “zweite” oder “2. Stelle”) Pflanzeninhaltsstoffe unterteilt.

Zu den primären Pflanzeninhaltsstoffen werden die Stoffe gezählt, die für den Basisstoffwechsel gebraucht werden und das unmittelbare Überleben sicherstellen: Eiweiße, Kohlenhydrate, Fette und – im Unterschied zum Menschen – auch Chlorophyll.

Anders als die primären Pflanzeninhaltstoffe dienen die sekundären Pflanzeninhaltstoffe der Pflanze in vielerlei Weise. Ein großer Teil schützt die Pflanze vor Umwelteinflüssen als auch vor Fraßfeinden oder Krankheiten. Andere locken Insekten an und sichern so ihren Fortbestand. Noch weitere stören das Wachstum der Nachbarspflanze oder ermöglichen eine Art Kommunikation mit Artgenossen.

Wenn du diese Wildpflanzen nutzt, nimmst du die sekundären Pflanzeninhaltsstoffe in dich auf und schützt oder heilst dich damit.

 

Schleimstoffe

In der Erkältungszeit wird gegen Heiserkeit und Husten gern auf ein bewährtes Heilmittel verwiesen: Der Kamillentee. In der Kräuterküche geliebt – im Schullandheim verhasst! Aber ist dir schon mal aufgefallen, wie die Kamillenblüten im Teesieb am nächsten Morgen zu einer Masse zusammenkleben und sich kaum Herauslösen lassen? Verantwortlich hierfür sind die sogenannten Schleimstoffe.

Mehr lesen: Alles über Schleimstoffe

 

Bitterstoffe

Ich werde es nie vergessen, wie meine Mutter mir nach einer durchzechten Nacht diese Wahl gelassen hat. Ich lag im Bett und wollte mich vor Übelkeit und Bauchweh kaum bewegen. Sie hat mir ein Fläschchen mit Wermuttinktur gegeben und meinte “Nimm davon – entweder du lässt dir damit nochmal alles durch den Kopf gehen und es geht dir anschließend besser oder es geht dir direkt davon besser. Und wenn du es nicht trinken magst, kann es dir gar nicht so schlecht gehen.” Das war meine erste Begegnung mit Bitterstoffen.

Mehr lesen: Alles über Bitterstoffe

 

Gerbstoffe

Der heutige Apfel wurde lang kultiviert, damit er zu einem so süßen und schmackhaften Obst wird. Sehr alte Verwandte von ihm – Ururururgroßäpfel? – sehen ihm zwar noch ähnlich, sind aber viel kleiner und vom Geschmack ganz anders. Auf einer Kräuterwanderung wurde ich ermutigt eine dieser kleinen Mini-Äpfel zu probieren. Sobald ich ihn in den Mund steckte, wusste ich, was Gerbstoffe mit dem Körper machen. Alles zog sich instinktiv zusammen und der Apfel hinterließ ein sehr unangenehmes pelziges Gefühl im Mundraum. Kein Wunder, dass Pflanzen mit diesem Inhaltsstoff auch Grübchenkraut genannt werden.

Mehr lesen: Alles über Gerbstoffe

 

Ätherische Öle

Wie ein  sonniger Urlaub in Griechenland, Italien oder Spanien! Ätherische Öle erkennt man an dem Geruch, den die Pflanzen ausstrahlen. Die mediterranen Kräuter sind die bekanntesten Vertreter. Rosmarin belebt, Lavendel beruhigt und Thymian kennen wir aus Erkältungsbädern. Neben zahlreichen Wirkungen bei der inneren Einnahme bewirkt jedoch bereits der Duft eine Veränderung in uns. Bei Einschlafproblemen hilft mir zum Beispiel ein kleines Lavendelkissen mich schneller zu entspannen.

 

Senfölglykoside

Der Name verrät eigentlich schon alles. Die besondere Schärfe, die der Senf in einem auslöst – das stechende Ziehen durch die Nase hoch bis die Augen tränen! Dies wird verursacht durch die enthaltenen Senfölglykoside. Du findest sie in einigen Vertretern der gleichen Pflanzenfamilie. Wenn du dich bereits ein wenig in der heimischen Natur umgesehen hast, kennst du vielleicht schon die Knoblauchsrauke. Anders als ihr Name vermuten lässt, ist sie mit dem Senf verwandt und nicht mit dem Knoblauch. Die besagte senfige oder pfeffrige Schärfe findest du bei ihr in den Samenschoten nach dem Sommer.

 

Cumarine

Auch diesen Pflanzeninhaltsstoffe kannst du am besten über den Geruch wahrnehmen. Nur ist dieser nicht allgegenwärtig sondern tritt erst als Abwehrstoff bei Verletzung der Pflanze aus. Am bekanntesten ist der Duft sicherlich von frisch gemähtem Gras – frisch, süßlich und irgendwie grün! Die Maibowle ist auch vielerorts für den ganz besonderen Geruch bekannt, den der enthaltene Waldmeister aufgrund des hohen Anteils von Cumarin ausströmt.

 

Saponine

Als es noch kein chemisch hergestelltes Waschmittel gab, wurden zum Waschen bestimmte Pflanzen genutzt. Man hat festgestellt, dass kleingeschnittene Kastanien – wenn man sie in Wasser einlegt und dann schüttelt – beginnen Schaum an der Wasseroberfläche zu bilden. Diese schaumige Mischung konnte dann zum reinigen von Kleidung oder ähnlichem genutzt werden. Die in Kastanien enthaltenen Saponine sorgen dafür, dass das Wasser ganz seifig wird.

 

Salicin

Wenn ich Kopfschmerzen habe, greife ich gern schnell zu einer Aspirin. Die darin enthaltene Acetylsalicylsäure oder auch Salicin ist hoch dosiert und so verarbeitet, dass sie teilweise binnen 10 Minuten den Schmerz zu betäuben beginnt. Das ist ein großer Fortschritt der Wissenschaft, denn der Ursprung dieses Medikaments liegt wie so oft in der Pflanzenwelt. Bekannt geworden ist der Inhaltstoff durch das Mädesüß, welche auch Namensgeber des Aspirins ist. Man könnte gegen Kopfschmerzen auch eine Tinktur aus dem Mädesüß herstellen und diese einnehmen. Leider wirkt sie erst nach einigen Stunden, weshalb ich also entweder vorbeugend in dem Wissen, dass ich Schmerzen bekommen werde, etwas einnehmen oder aber ein paar Stunden mit Schmerzen aushalte bevor die Tinktur ihre Wirkung entfaltet.

 

Flavonoide und Anthocyane

Was wäre unsere Pflanzenwelt oder die herrlich leuchtenden bunten Farben. Gerade für Insekten ist diese Farbgebung unverzichtbar. Flavonoide und Anthocyane sind Pflanzenfarbstoffe. Gelb oder orange farbene Blüten wie die Ringelblume oder auch der Löwenzahn enthalten Flavonoide. Dies lockt vor allem Bienen und Hummeln an. Korblumen oder Malven blühen blau oder violett. Diese Farbgebung wird durch die Anthocyane erzeugt und zeigt vor allem Schmetterlingen den Weg zum nahrhaften Nektar.

 

Pflanzeninhaltsstoffe mit unseren Sinnen erkunden

In den folgenden Beiträgen werde ich jeweils beschreiben, was die Inhaltsstoffe ausmacht, wie man sie erkennt und wie man sie verwenden kann. Außerdem zeige ich dir altbekannte als auch neuentdeckte Rezepte.

Einige der genannten sekundären Pflanzeninhaltsstoffe kannst du ganz ohne Hilfsmittel bestimmen! Hierzu nutzt du deine Sinne: Sehen, Riechen, Schmecken und Tasten.

Ich freue mich schon dich mit auf Entdeckungsreise zu nehmen!

Author

Ich bin Kräuterweib mit Herz und Seele und zertifizierte Wildpflanzenpädagogin. Ich liebe es mir tiefgehendes Wissen zu Wildkräutern und Heilpflanzen anzueignen und dieses weiterzugeben. Ich möchte dazu beitragen, dass du dir deine eigene pflanzliche Kräuterapotheke erstellen und die wilde Natur in deinen Alltag integrieren kann.

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