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Insektenhotel aus Dose bauen

 

Ich habe die letzten Tage dank Clemmi (Instagram @bee_clemmi) ein kleines Bienenstudium durchleben dürfen und mit seiner Hilfe ein wildbienenfreundliches Zuhause gebaut.

Außerdem konnte Clemmi mir ein paar Prozesse und Bienenweisheiten mitgeben, die ich nun wunderbarerweise mit euch teilen kann. Ich bin wirklich mal wieder baff, wie kreativ und abgerundet die Natur ist!! Sehr lesenswert.

 

Bevor es an den Bau geht, erst mal ein paar allgemeine Infos:

Wer wird in der Dose leben?

Zum größten Teil Wildbienen.

 

Kann man sehen, ob Bienen die Nisthilfe nutzen?

Ja, sie verschließen die Öffnungen.

 

Wildbienen sind Einzelgänger:

Von 560 Wildbienenarten in Deutschland sind bis auf eine Hand voll alle Einzellgänger. Von diesen kann Jede im Alleingang Eier legen, sofern sie von einem Männchen befruchtet wurde. Und genau da kommt die Dose ins Spiel – diese nutzen sie als Nisthilfe, also zur Fortpflanzung.

Es läuft demnach anders ab, als bei der bekannten Honigbiene. Dort ist alleine die Königin für die Eier zuständig – bei den Wildbienen hingegen kann jedes Weibchen Eier legen.

 

Was passiert in den Röhrchen der Nisthilfe?

Ein Beispiel: Ein Weibchen fliegt los, sammelt Pollen und bringt sie dann zurück zum Nest. Die Pollen packt sie ganz nach hinten ans Ende des Röhrchens an die Wand. Wenn sie genug Pollen angesammelt hat, legt sie dort ein Ei hinein. Danach fliegt sie wieder los, um Baumaterial für eine Wand heranzuschaffen. Nach dem Bau der Wand geht der Spaß von vorne los uns sie fängt von neuem an Pollen einzulagern, um dann ein weiteres Ei zu legen. Diesen Vorgang wiederholt sie, bis der Gang voll ist.

 

Interessant:

Es gibt befruchtete und unbefruchtete Eier. Ganz hinten liegen die befruchteten Eier, aus denen später die Weibchen schlüpfen werden. Ganz vorne liegen die unbefruchteten Eier, aus denen später Männchen schlüpfen. Jetzt die Frage: warum kommen die Männer nach vorne? Ganz einfach: weil sie schneller schlüpfen und sich im Frühjahr draußen für die Paarung stärken müssen. Wenn die Weibchen dann soweit sind, kann‘s los gehen. Der erste Raum in der Röhre, auch Leerkammer genannt, wird übrigens nicht genutzt, falls Nesträuber ihr Glück versuchen.

 

Was passiert hinter verschlossenen Türen?

Die gelegten Eier entwickeln sich zu Maden, diese fressen dann den Pollenvorrat in der einzelnen Kammer auf und bleiben dort liegen, bis sie sich häuten. So werden sie zu Puppen und bilden einen Kokon um sich herum.

Ein Beispiel: Im März werden die Eier der Mauerbiene gelegt. Bis der Kokon fertig ist, dauert es ca. bis Ende Juli – Anfang August. Zu dem Zeitpunkt ist die Biene so gut wie fertig entwickelt und bleibt dann dort drin bis zum nächsten Frühjahr. Wenn die Temperaturen steigen, schlüpfen sie, knabbern sich frei und dann geht das ganze Spiel wieder von vorne los.

 

Sind alle Wildbienenarten gleichzeitig aktiv?

Nein. Verschiedene Bienen, leben zu unterschiedlichen Jahreszeiten. Die Mauerbienen im Frühjahr, dann kommen die Lehmwespen und im Sommer verschiedene Loch- oder Blattschneiderbienen, um mal ein paar Beispiele zu nennen.

 

So.. und so baut ihr eine Nisthilfe für Wildbienen:

 

Was ihr braucht:

  • Eine oder mehrere Dosen (sollte mindestens 10 cm tief sein)
  • Schilf-/Bambusstöcke und oder Strohhalme (Durchmesser 3-9 mm) Andere Füllmaterialien wie Tannenzapfen und Wolle z.B. mögen sie überhaupt nicht!
  • Säge
  • Evtl. Schleifpapier zum entschärfen der Schnittkante
  • Bastelkeramik oder ökologischen Fliesenkleber
  • Verzierung deiner Wahl (Leintuch, Blätter, Kräuter, Steinchen)
  • Natürlicher Faden

 

Schritt für Schritt Anleitung:

  • Dose gut ausspülen, vom Papier befreien und trocknen lassen
  • Den inneren, scharfen Teil der Dose eindrücken und umlegen, damit sich keine zarten Flügel verletzten können. Das erfordert etwas Kraft aber man hat schnell den Dreh raus. Ging super mit einem Schraubenzieher.

  • Strohhälme / Schilf / Bambussttöcken ein bisschen kürzer als die Länge der Dosen zurechtschneiden. Ich habe das mit einer Japanischen Säge gemacht. Geht sicher auch gut mit einer anderen.

  • WICHTIG: Achte darauf, dass sie nach vorne hin sauber abgeschnitten sind und keine Splitter raus ragen. Das kann die Flügel verletzten und das ist ja das letzte, was wir wollen. Also schleife notfalls noch einmal drüber. Halte außerdem die Knotenpunkte des Bambus im Auge. Setze ihn entweder ganz nach hinten, durchbohre ihn, oder aber säge ihn ab. Die Bienen können sich dort nicht durchfressen.
  • Jetzt geht‘s an die Innenausstattung: Bienen mögen Löcher, die nach hinten hin verschlossen sind, so wie es auch in der Natur der Fall wäre. Deswegen kommt jetzt der Ton oder ökologische Fliesenkleber zum Einsatz. Fülle eine 1-2 cm dicke Schicht in den Boden der Dose.

  • Drücke dann die fertig geschliffenen Stiele/Halme in die Masse ein. Erst locker, dann wenn alle drin sind fester. So dass es schön fest sitzt und sich die Masse in die Röhrchen drückt.

  • Nun musst du das ganze 12-24 Stunden lang trocknen lassen. Auf der Heizung oder in der Sonne geht das wunderbar!
  • Danach kann es an die Hausfassade gehen. Wie willst du das Haus gestalten? Nutze nur natürliche Materialien und Farben. Ich habe die Dose mit Leinenstoff und einem natürlichen Faden umwickelt. Als kleines Highlight kamen noch ein paar kleine Ästchen und Gundermänner mit unter den Faden. Das ist zwar uninteressant für die Insekten, aber schön für uns zum Anschauen. So passt sich die Dose optisch perfekt an die Natur an.
  • Dann gehts an den Aufhänger. Diesen habe ich auch ganz einfach aus dem Faden gemacht. Du kannst auch Draht nehmen oder die Dose irgendwo drauf legen.

Und fertig ist das Insektenzuhause!

 

Wichtig ist noch die Ausrichtung des Häuschens.

Richte dieses Südlich Süd-Östlich aus. Damit die Bienen genügend Sonne abbekommen. Nördlich ausgerichtete Nisthilfen werden nicht gut von den Wildbienen angenommen. Außerdem sollten dein Häusschen vor Regen geschützt sein, damit es darin nicht zu Fäule kommt. Dazu kommt noch, dass es eine feste Position haben sollte und sich nicht bewegt.

Ein Dankeschön nochmal an den Imker Clemmi, der mich mit all diesen spannenden Infos und Tipps zum Häuserbau und mit Fotos versorgt hat! Schaut unbedingt mal auf seinem Instagram vorbei! (@bee_clemmi)

 

 

Lasst mir gerne einen Kommentar da, wenn euch dieser Beitrag gefallen hat.

Eure Isabel

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Author

Kräuterfrau, Kommunikationsdesignerin und Gründerin von Heger und Sammler. Ich liebe es all meine Leidenschaften zu kombinieren und den Wild- und Heilkräutern eine Stimme zu geben!

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